Kostenoptimierung in der Konstruktion Teil 2

Im ersten Beitrag habe ich Vorgestellt wie man durch moderne PLM Systeme und deren Automatisierung sowie Verknüpfung mit dem Warenwirtschaftssystem viel Zeit und Geld und Fehlerquellen einsparen kann.

 

In diesem Beitrag möchte ich auf weitere Faktoren eingehen, durch welche man auch im Sondermaschinenbau viel Zeit und Geld in der Konstruktion sparen kann und vor allem auch Fehler vermeidet.

 

In vielen gewachsenen Strukturen in Unternehmen gibt es nach wie vor kaum Standards in der Konstruktion und wenn es sie gibt, dann sind diese nicht schriftlich fixiert. Gerade in der heutigen Zeit ist solch eine Arbeitsweise nicht mehr zeitgemäß und viel zu teuer.

In der Konstruktion müssen genauso wie in anderen Abteilungen strikte schriftliche Vorgaben sowie Standards herrschen. Nur so ist gewährleistet, dass jede Konstruktion gleich aufgebaut ist, jeder sich schnell zurecht findet und Bauteile oder Baugruppen mehrfach genutzt werden können

Hierbei sind meines Erachtens mindestens zwei wichtige Dokumente nötig:

  • Design Rules
  • Katalog von Werksbauteilen

Allein mit solchen zwei Dokumenten lassen sich meiner Meinung bis zu 30% Kosten in der Konstruktion einsparen (Kosten welche durch nachfolgende Gewerke eingespart werden sind hier noch gar nicht mit einbezogen)

Auf beides möchte ich hier näher eingehen:

Design Rules

In den Design Rules stehen alle Vorgaben drin, welche der Konstrukteur benötigt um seine Aufgabe so zu erledigen, dass diese von jedem anderen Konstrukteur auf anhieb verstanden und nachvollzogen werden kann.

Es wird beschrieben, wie und wo Daten rund um die Konstruktion abgelegt werden, Wie das Nummernsystem für die Zeichnungsnummern aufgebaut ist, nach welchen Regeln Bauteile und Baugruppen im PLM bzw. ERP System benannt werden, welche Werkstoffe, Oberflächenangaben und Fertigungsverfahren sowie Blattformate vorzugsweise zu verwenden sind. Welche Toleranzen zu bevorzugen sind und so weiter.

Auch sollte in den Design Rules vergangene Fehler und Probleme und deren Lösungen aufgelistet werden.

 

Natürlich soll auch auf werksspezifische Eigenheiten eingegangen werden, welche man in sonst keiner Norm wiederfindet. Hierbei darf auch gerne auf andere Dokumente verwiesen werden.

Außerdem wird in den Design Rules festgelegt wie Bauteile und Baugruppen aufzubauen sind, und wie Zeichnungen und der Schriftkopf auszusehen hat. Auch wenn dies meist durch den CAD Administrator automatisiert wurde, sollte dies in den Design Rules nochmals festgehalten werden.

Gerade wenn ein Auftrag extern vergeben wird, kann so der externe Partner die Design Rules ausgehändigt bekommen und die Konstruktion sieht am Ende genauso aus, wie wenn es ein interner Konstrukteur erledigt hätte.
So klar und verständlich soll auch entsprechend das Dokument beschrieben sein.

 

Katalog von Werksbauteilen

Ein weiteres wichtiges Dokument, welches auch Abteilungsübergreifend genutzt werden kann ist ein Katalog für Werksbauteile. In diesem Katalog sollten alle Normteile und Kaufteile, aber auch Widerkehrende Fertigungsteile, welche Standardmäßig und Vorzugsweise verwendet werden sollten, aufgelistet sein.

Und zwar mit entsprechender Norm, Abmessungen, Werkstoffangaben und Werksinterner ERP und PLM Nummer sowie dem Lieferanten und eventuell ein Bild oder eine Skizze.

Dieser Katalog sollte natürlich sinnvoll strukturiert und sortiert sein.

Solch ein Katalog hat den großen Vorteil, dass selbst im Sondermaschinenbau gewisse Standards geschafft werden können und der Einkauf durch die immer widerkehrende gleichen Teile bessere Konditionen bei seinen Lieferanten bekommen kann.

Zum Beispiel kann so vermieden werden, dass jeder Konstrukteur für ein Hydrauliksystem beliebig viele unterschiedliche Rohrdurchmesser verwendet und so für jeden Auftrag nur ein paar Meter des jeweiligen Rohrs bestellt werden können. Hinzu kommen dann noch die Fittings, welche genau auf die Rohre passen müssen, und in solch einem Fall immer nur Auftragsbezogen bestellt werden können.

Besser ist es sich auf 3-4 Rohrgrößen zu einigen, welche 90% aller Anwendungsfälle abdecken. Vielleicht sind diese dann stellenweise etwas überdimensioniert, dafür spart sich das Unternehmen viel Geld, da der Einkauf ein Jahresvorrat beim Lieferanten zu sehr guten Konditionen kaufen kann.

Genauso verhält es sich mit Schrauben und anderen Normteilen. Aber auch mit Fertigungsteilen und Baugruppen, welche häufig an den Maschinen wiederverwendet werden könnten. Zum Beispiel dem Typenschild oder Flansche oder Halter für Sensoren.

Ein weiterer Vorteil eines solchen Katalogs ist, dass der Konstrukteur nicht immer wieder in zahlreichen Produktkatalogen der Lieferanten blättern oder mühselig im PLM System nach zu Letzt verwendeten Teilen schauen muss, was auch viel Zeit in Anspruch nimmt, sondern nur im Werkskatalog das passende raussuchen muss.

Auch hier ist gerade mit externen Konstrukteuren oder auch neuen Mitarbeitern viel Geld zu sparen, wenn diese ebenfalls die Werksüblichen Teile verwenden.

Sowohl der Katalog als auch die Design Rules sollten von einer einzigen verantwortlichen Person gepflegt werden. Erstellt werden sollte diese aber in Zusammenarbeit mit erfahrenen Mitarbeitern aus dem Betrieb, sodass wirklich jedes Know-How hier einfließt. Natürlich sollten die Dokumente auch regelmäßig (mindestens einmal jährlich) unter die Lupe genommen werden.

Des Weiteren müssen die Dokumente sowohl Digital als auch in Papierform zentral abgelegt werden wo jeder Lesezugriff darauf hat. Am besten liegt eine ausgedruckte Version auf jedem Arbeitsplatz der Konstruktion.

 

Selbstverständlich sollten die Dokumente eine Dokumentnummer und eine Versionsnummer sowie ein Index, worin steht was geändert wurde, enthalten. Auch sollte bei Änderungen die Belegschaft per Mail entsprechend informiert werden.

Gerne helfe ich Ihnen beim Erstellen der entsprechenden Dokumente oder Berate Sie was Sie noch tun können um Kosten in der Konstruktion zu sparen.

Kostenoptimierung in der Konstruktion Teil 1

Als langjähriger Konstrukteur, welche in vielen unterschiedlichen Firmen im Maschinenbau als Konstrukteur gearbeitet hat, konnte ich immer wieder feststellen welche Firmen Geld verdient und welche es in der Konstruktion verschwendet haben.

 

Die Konstruktion ist neben dem Vertrieb einer der wichtigsten Abteilungen in einer Firma. Hier wird entschieden ob der Kunde am Ende zufrieden ist, ob das Produkt Gewinn abwirft und ob die Firma langfristig Geld verdient.
Jeder Fehler welcher in der Konstruktion gemacht wird ist bei Auslieferung exponentiell teurer als wenn er in der Konstruktion beseitigt wurde. Jeder Fehler der in der Konstruktion gemacht wird kann im schlimmsten Fall Menschleben oder zumindest die Gesundheit gefährden.

Als Konstrukteur muss man neben der Funktion der späteren Maschine, Gesetze, Haptik, Kosten, Lieferzeiten, Wartungsfreundlichkeiten und vieles mehr im Blick haben.

Gerade deswegen sollte das Ziel sein unnötige Arbeiten, welche man leicht automatisieren kann zu automatisieren. So hat der Konstrukteur Zeit sich um die wichtigen Dinge zu kümmern und schneller und günstiger die Konstruktion abzuschließen.

 

In vielen Firmen sind die Konstrukteure mehr und mehr mit Verwaltung der Daten und Bürokatismen durch gewachsene nicht mehr zeitgemäße Strukturen beschäftigt, anstatt sich mehr auf die wichtigen Dinge konzentrieren zu können.

Hierbei gehen teils mehr als 50% der Konstruktionszeiten in die Verwaltung und Anlage von Artikel und in die Besprechung mit Lieferanten, Vertrieb und anderen Abteilungen rein.

Bei einer Konstruktionszeit von 1000 – 2000 Stunden pro Maschine und Personalkosten von 60€ die Stunde sind das 30 000€ welche durch Automatisierung und Standardisierung eingespart werden können. Und das bei einem einzigen Auftrag!

 

Was bedeutet das konkret?

Klassischerweise bekommt der Konstrukteur vom Vertrieb mitgeteilt, was in etwa verkauft wurde. Nach ersten Konzepten, Rückfragen und Recherchen geht es dann erst in die eigentliche Konstruktion.

Der Konstrukteur legt in seinem CAD System Baugruppen und Bauteile an welche in das PLM System überführt und dort verwaltet werden, fügt Standardteile, Normteile und Kaufteile ein und versucht so möglichst günstig unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen eine für den Kunden optimale Maschine zu schaffen.

Wenn der Kunde sein Okay gibt, werden Zeichnungen von allen Teilen erstellt, Artikel im ERP System angelegt und diese Artikel zwischen ERP und PLM System verknüpft. Schließlich muss der Konstrukteur noch Stücklisten im ERP System anlegen. Anschließend muss er PDF Zeichnungen aus dem CAD System erstellen und hinter die Artikel im ERP System legen.

 

Bei Änderungen, welche eigentlich alltäglich in der Konstruktion sind, muss jedes Mal in beiden Systemen neue Versionen erzeugt werden (Workflow geändert werden) und neue PDF Zeichnungen angelegt werden, sodass der Einkauf immer mit den aktuellsten Daten arbeiten kann und auch sieht, dass es neue Versionen gibt.

In dem folgenden Schaubild habe ich mal versucht dies etwas zu veranschaulichen:

Kostenoptimierung in der Konstruktion PLM System früher

Abhilfe schafft hier eine Automatisierung, welche schon seit Jahren für alle gängigen Systemen existiert aber leider gerade in den klassischen Maschinenbauunternehmen nicht eingeführt wurden. Man scheut hier die hohen Investitionskosten und interne Wiederstände gegen Veränderungen und Ängste zu wenig Arbeit zu haben erschweren die Umsetzung zusätzlich. Dabei werden gerad ein solchen Betrieben meist Top moderne Automaten in der Fertigung eingesetzt und akzeptiert.

 

Da sowohl das ERP System als auch das PLM System auf Datenbanken beruht, ist es ohne weiteres Möglich beide Systeme so zu verknüpfen, dass beide Hand in Hand laufen und der Konstrukteur sich auf das wesentliche konzentrieren kann.

Hierbei werden direkt beim Einspielen der Konstruktionsdaten in das PLM System die Artikel im ERP System automatisch angelegt, alle relevanten Daten ausgefüllt und übertragen. Des Weiteren werden automatisch vom Server über Nacht PDF, STEP und DXF Dateien von der Konstruktion und den Zeichnungen erstellt und als ERP System übertragen, es werden automatisch Stücklisten generiert, und bei neuen Versionen ebenfalls der Index automatisch übergeben.

 

Somit kann sich der Konstrukteur voll und ganz auf ein System und auf das Konstruieren konzentrieren.

 

Dies hat aber auch zur Konsequenz, dass genaue Abläufe und Strukturen eingehalten werden müssen und jedes Bauteil inklusive Farbe und Flüssigkeiten zumindest als Dummy Bauteile in der Baugruppe auftauchen müssen. Dies hat aber den schönen Vorteil, dass nichts vergessen wird einzugeben, dass sauberer und fehlerfreier gearbeitet wird und vor allem, dass Fehler beim eintönigen händischen Stücklistenschreiben vermieden werden.

Kostenoptimierung in der Konstruktion PLM System heute

Im nächsten Beitrag werde ich noch auf weitere Maßnahmen eingehen, durch welche Kosten in der Konstruktion gespart werden können und gleichzeitig die Qualität gesteigert wird.